dimitrina sevova

Hartdurm 12: Dimitrina Sevova, Du Yan, Marco Mauerhofer

Three-person exhibition

Opening Thu 07 March 2024 at 18:00h - 21:00h

Thu 07 March - Sat 23 March 2024

at Hartdurm, Hardturmstrasse 307, 8005 Zürich (Tram 17 or 8 to «Bernoulli-Häuser»)

 

Three-person exhibition, Hartdurm 12, opening 07 March 2024. Flyer

 

Vernissage: Donnerstag, 7.3., 18 bis 21 Uhr
Samstag, 09.03., 14:00h - 17:00h
Sonntag, 10.03., 14:00h - 17:00h
Mittwoch, 13.03., 18:00h - 20:00h
Samstag, 16.03., 14:00h - 17:00h
Sonntag, 17.03., 14:00h - 17:00h
Mittwoch, 20.03., 18:00h - 20:00h
Finissage: Samstag, 23.03., 14:00h - 17:00h

 

Dimitrina Sevova, Drought – Peperuda (Butterfly) at Hartdurm 12, opening 07 March 2024. Preview photo

 

Drought – Peperuda (Butterfly), 2024

My installation, with ceramic objects and a wall-painting of raw clay slip, reflects on the times of crisis. There is often confusion between the notions of climate and weather and doubt about how they are to be distinguished. Although they are entangled, like form and matter, like forecast and spell, they are two separate domains. Meteorology, atmospheric science, includes chemistry and physics with a major focus on weather forecasting, or predictions of the weather rooted in astrology and alchemy. Weather hazards bring change, unlike climate that is a long process that undergoes transformation on a different scale. Humans have turned into a natural force that intervenes on the earth at geological scale.

The installation is built around Peperuda (butterfly), which is a spell, a paganistic rite performed by girls and women across different regions of Bulgaria and on the Balkan peninsula to call for rain when drought sets in. It is part of a range of procedures aimed at averting cataclysms and disasters. According to magic belief, drought can set in upon a taboo being broken. As the imagination goes, brick-makers would cast a spell calling for the summer to be dry. They would inter a live donkey or cat with its legs facing up to make the bricks dry faster. Bulgarians would think also that drought is caused by a winged dragon having drunk the water of the rivers, the lakes and the sea. The rite is named after the ritual figure of the butterfly Peperuda, performed by a little girl. In South-Eastern Bulgaria, the girl wears on its head live frogs that symbolize moisture and the underworld, as rain and fertility depend on the world of the dead. Adorned with greenery, the girl is followed by a group of girls spraying water, singing particular songs and spells and dancing in ways that will call forth rain. In other regions of Bulgaria, the girls form from clay a male figure with an exaggerated erection, called Germann, garnished with flowers, as a votive offering.

Both forecast and spell call for something to happen in the future. The spell attempts to intervene and manipulate the weather for human ends. Natural and technological magic manifest themselves in meteora, a term I borrow from Michel Serres. What in antiquity were called meteora are phenomena above the surface of the earth and below the spheres of the heavens. Serres combines these with geological processes of the earth. Meteora involves the geometry of the mechanics of the heavens, cosmology, which is also that of the earth. They consist of many cycles and re-cycles, evaporation and condensation and recycling of matter through different forms, from water to ice and from ice to vapor, snow, rain. Meteora coalesce different temporalities into one surface, which I apply to the surface of the clay material and ceramic objects.

Painting on the wall with raw, dehydrated clay, I create a surface of abstraction and cracks. The cracks in their micro existence are already there, like the crisis that builds over time through tensions below the geological surface, even if they are not visible. The cracks are transformational operations, deterioration but also a new beginning, part of the recycling process, witness to the temporality and fragility of the material. They are meteora phenomena. The wall painting constitutes the architectonics of the exhibition display of my installation and expresses levels of abstraction that link mathematics and geometrics, and poetics and the concrete. Geometry is the science of form, the basis of all technological tools that do not exist in nature, that are invented. We use it both to describe the heavens, and to create human things, from tools to architecture – instruments of power. It can be called technological magic. With the regularity of the geometrical pattern of the painted wall, I refer to abstraction as an intellectual and physical force. From this perspective, nature and culture are not separate domains.

Text: Dimitrina Sevova

Drought – Peperuda (Butterfly) [Dürre – Peperuda (Schmetterling)], 2024

Meine Installation mit keramischen Objekten und einem Wandgemälde aus rohem Tonschlicker befasst sich mit den Zeiten der Krise. Die Begriffe Klima und Wetter werden oft verwechselt, und es bestehen Zweifel, wie sie zu unterscheiden sind. Obwohl sie miteinander verwoben sind, wie Form und Materie, wie Vorhersage und Zauberspruch, handelt es sich um zwei getrennte Bereiche. Die Meteorologie, die Wissenschaft von der Atmosphäre, umfasst Chemie und Physik, wobei der Schwerpunkt auf der Wettervorhersage liegt, d. h. auf Prognosen, die auf Astrologie und Alchemie zurückgehen. Wettergefahren bringen Veränderungen mit sich, im Gegensatz zum Klima, bei dem es sich um einen langwierigen Prozess des Wandels handelt, der sich in einem anderen Massstab abspielt. Die Menschen sind zu einer natürlichen Kraft geworden, die in geologischem Ausmass in die Erde eingreift.

Die Installation dreht sich um die Peperuda (Schmetterling), einen Zauberspruch, einen heidnischen Ritus, der von Mädchen und Frauen in verschiedenen Regionen Bulgariens und auf der Balkanhalbinsel durchgeführt wird, um bei einsetzender Dürre Regen herbeizurufen. Er ist Teil einer Reihe von Verfahren, mit denen Katastrophen und Unglücke abgewendet werden sollen. Dem magischen Glauben zufolge kann eine Dürre eintreten, wenn ein Tabu gebrochen wird. In dieser Vorstellung sprechen die Ziegelbrenner einen Zauber aus, der einen trockenen Sommer herbeiführt. Sie begraben einen lebenden Esel oder eine Katze mit den Beinen nach oben, damit die Ziegel schneller trocknen. Die Bulgaren glauben auch, dass die Dürre durch einen geflügelten Drachen verursacht wird, der das Wasser der Flüsse, der Seen und des Meeres ausgetrunken hat. Der Ritus ist nach der rituellen Figur des Schmetterlings Peperuda benannt, die von einem kleinen Mädchen verkörpert wird. In Südostbulgarien trägt das Mädchen lebende Frösche auf dem Kopf, die Feuchtigkeit und die Unterwelt symbolisieren, da Regen und Fruchtbarkeit von der Welt der Toten abhängen. Dem mit Grünzeug geschmückten Mädchen folgt eine Gruppe von Mädchen, die Wasser versprühen, bestimmte Lieder und Zaubersprüche singen und so tanzen, dass Regen herbeigerufen wird. In anderen Regionen Bulgariens formen die Mädchen aus Ton eine männliche Figur mit übertriebener Erektion, Germann genannt, die mit Blumen geschmückt als Votivgabe dient.

Die Vorhersage wie der Zauberspruch verlangen, dass etwas in der Zukunft geschieht. Der Zauber versucht, in das Wetter einzugreifen und es für menschliche Zwecke zu manipulieren. Natürliche und technologische Magie manifestieren sich in Meteora, ein Begriff, den ich von Michel Serres übernommen habe. Was in der Antike als Meteora bezeichnet wurde, sind Phänomene oberhalb der Erdoberfläche und unterhalb der Himmelssphären. Serres verbindet sie mit geologischen Vorgängen auf der Erde. Meteora beinhaltet die Geometrie der Himmelsmechanik, die Kosmologie, die auch die der Erde ist. Sie umfassen zahlreiche Zyklen und Kreisläufe, Verdampfung und Kondensation sowie die Wiederverwertung von Materie in verschiedenen Formen, von Wasser zu Eis und von Eis zu Dampf, Schnee und Regen. Meteora vereinen verschiedene Zeitlichkeiten in einer Oberfläche, die ich auf die Oberfläche des Tonmaterials und der Keramikobjekte anwende.

Indem ich mit rohem, dehydriertem Ton auf die Wand male, schaffe ich eine Oberfläche aus Abstraktion und Rissen. Die Risse in ihrer Mikroexistenz sind bereits da, wie die Krise, die sich im Laufe der Zeit durch Spannungen unter der geologischen Oberfläche aufbaut, auch wenn sie nicht sichtbar sind. Die Risse sind Transformationsvorgänge, Verfall, aber auch ein Neubeginn, Teil des Recyclingprozesses, Zeugnis der Zeitlichkeit und Zerbrechlichkeit des Materials. Sie sind Meteora-Phänomene. Die Wandmalerei bildet die Architektur des Ausstellungsdisplays meiner Installation und drückt Abstraktionsebenen aus, die Mathematik und Geometrie, Poetik und das Konkrete miteinander verbinden. Die Geometrie ist die Wissenschaft der Form, die Grundlage aller technologischen Werkzeuge, die es in der Natur nicht gibt, die erfunden werden. Wir verwenden sie sowohl zur Beschreibung des Himmels als auch zur Schaffung menschlicher Dinge, von Werkzeugen bis zur Architektur – Instrumente der Macht. Man kann sie als technologische Magie bezeichnen. Mit der Regelmässigkeit des geometrischen Musters der bemalten Wand verweise ich auf die Abstraktion als eine intellektuelle und physische Kraft. Aus dieser Perspektive sind Natur und Kultur keine getrennten Bereiche.

Text: Dimitrina Sevova