
Dimitrina Sevova, Open Studio at Lilly Keller’s studio in Thusis, Lovers, 2025
Series of monochromatic drawings, unprocessed graphite, paintings, sediments, graphite, pigments
Dimitrina Sevova, Open Studio at Lilly Keller’s studio in Thusis
Dimitrina Sevova, Open Studio at Lilly Keller’s studio in Thusis, Lovers, 2025
Dimitrina Sevova
Friday 29 August 2025, 18:00-21:00
Obere Stallstrasse 3/4, 7430 Thusis
Conversation with the artist 18:30
The focal point of the final presentation of my two-month residency at the Lilly Keller Studio in Thusis is a series of monochromatic drawings, titled Lovers. Some are detailed and remind of scientific studies, while others are gestural and expressive. They explore the relation between figurative representation and the thread of abstraction that runs through all shades of life. They are based on observations and encounters with the natural world and refer to the alchemical metaphor of transformation as well as to symbioses between plants and insects, and other small creatures that dwell in the ever-changing summer garden and even in the studio. I take on Lilly Keller’s view of the garden as a small world in which the boundaries between art and life/nature dissolve, where the metamorphosis of living ephemera and elemental transformations reveal their interwovenness.
The drawings are made primarily with unprocessed natural graphite that I found in a small open deposit along the Nolla riverbed. I applied this raw material directly onto 300g handmade cotton paper, enabling bold, physical mark-making. Images are traced with small stones in different intensities of grey and hardness, and with soft dark flakes, producing sharp lines reminiscent of etching, and powdery textures rubbed onto the surface by hand. The drawings reflect my fascination with graphite’s crystalline structure, soft, opaque and black, yet chemically identical to the extremely hard, transparent, and brilliant diamond.
Graphite is central to the series both through its material quality and as a metaphor. Carbon, the element in graphite, is a building block of life, undergoing a continuous exchange between living organisms and inorganic forms. It is also present as cosmic dust. In the series, I reflect on the drawing activity itself, which is a form of both seeing and non-seeing, of learning and unlearning at the same time. The image is shaped not only by artistic intention, but also formed in nature, in fossilization, where typically a carbonized film, a 2D impression preserves intricate details, even cells of plants, insects, fishes and other small animals. Through graphite, I reconnect with the root of drawing from graphein, to write. A graph is also a record of data. Carbon particles play a crucial role in the preservation of data in DNA, and is widely used in industry as a perfect medium.
Dimitrina Sevova, Open Studio in Lilly Kellers Atelier in Thusis, Lovers, 2025
Dimitrina Sevova
Freitag, 29. August 2025, 18:00-21:00
Obere Stallstrasse 3/4, 7430 Thusis
Gespräch mit der Künstlerin 18:30
Im Mittelpunkt meiner Präsentation zum Abschluss meines zweimonatigen Aufenthalts im Lilly Keller Atelier in Thusis steht eine Serie von monochromen Zeichnungen mit dem Titel Lovers. Einige sind detailliert und erinnern an wissenschaftliche Studien, während andere gestisch und expressiv sind. Sie erkunden das Verhältnis zwischen figurativer Darstellung und dem Faden der Abstraktion, der sich durch alle Schattierungen des Lebens zieht. Sie basieren auf Beobachtungen und Begegnungen mit der Natur und beziehen sich auf die alchemistische Metapher der Verwandlung sowie auf Symbiosen zwischen Pflanzen und Insekten und anderen kleinen Lebewesen, die in dem sich ständig verändernden Sommergarten und sogar im Atelier leben. Ich übernehme Lilly Kellers Sicht des Gartens als eine kleine Welt, in der sich die Grenzen zwischen Kunst und Leben/Natur auflösen, in der die Metamorphose lebender Ephemera und elementare Transformationen ihre Verwobenheit offenbaren.
Die Zeichnungen wurden hauptsächlich mit unbearbeitetem Naturgraphit angefertigt, den ich in einer kleinen offenen Lagerstätte beim Flussbett der Nolla fand. Ich trug dieses Rohmaterial direkt auf 300 g schweres handgeschöpftes Baumwollpapier auf, was kraftvolle, physisch wirkende Markierungen ermöglicht. Die Bilder wurden mit kleinen Steinen in verschiedenen Graustufen und Härtegraden sowie mit weichen, dunklen Flocken gezeichnet, wodurch scharfe, an Radierungen erinnernde Linien und pudrige Texturen entstehen, die von Hand auf die Oberfläche gerieben werden. Die Zeichnungen spiegeln meine Faszination für die kristalline Struktur von Graphit wider: weich, undurchsichtig und schwarz, aber chemisch identisch mit dem extrem harten, transparenten und glänzenden Diamanten.
Graphit ist sowohl aufgrund seiner materiellen Qualität als auch als Metapher von zentraler Bedeutung für die Serie. Kohlenstoff, das Element in Graphit, ist ein Baustein des Lebens, der in einem ständigen Austausch zwischen lebenden Organismen und anorganischen Formen steht. Er kommt auch als kosmischer Staub vor. In der Serie beschäftige ich mich mit der zeichnerischen Tätigkeit selbst, eine Form des Sehens und Nicht-Sehens, des Lernens und Verlernens zugleich. Das Bild wird nicht nur durch die künstlerische Absicht geformt, sondern auch in der Natur, in der Fossilisierung, bei der typischerweise ein verkohlter Film, ein 2D-Abdruck filigrane Details bewahrt, sogar Zellen von Pflanzen, Insekten, Fischen und anderen kleinen Tieren. Durch die Verwendung von Graphit stelle ich eine Verbindung zur Herkunft des Zeichnens von graphein, schreiben her. Eine Grafik ist auch eine Aufzeichnung von Daten. Kohlenstoffpartikel spielen eine entscheidende Rolle bei der Speicherung von Daten in der DNA und werden in der Industrie als perfektes Medium eingesetzt.